Teil 5 Hunters Point II
Kapitel Achtzehn
1
Nancy Gordon hörte Glas splittern, als Peter Lake die untere Scheibe der Hintertür zerschlug, um durch die Öffnung die Tür von innen aufmachen zu können. Sie hörte die rostigen Türangeln quietschen. Sie rutschte unter das Bettlaken und versuchte, ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, um besser zu sehen.
Nancy war allein im Büro der Sonderkommission gewesen, als Lake zwei Stunden zuvor auftauchte und ihr erzählte, dass er vom Tod Henry Waters' in den Spätnachrichten gehört hatte. Wie geplant, erzählte Nancy, er, Peter, sei verdächtigt worden, der Rosenmörder zu sein. Als Grund gab sie die Zeitspanne zwischen seinem Nachhausekommen und dem Anruf bei der Polizei an und die Tatsache, dass er Waters' Haus observiert hatte. Lake war misstrauisch geworden, aber Nancy versicherte ihm, dass sie damit zufrieden war, dass Waters der Mörder war, und dass sie ihren Verdacht für sich behalten hatte. Dann hatte sie gegähnt und Lake gesagt, dass sie nach Hause ginge. Seitdem lag Nancy im Bett und wartete.
Eine schwarze Hose, eine schwarze Skimütze und ein schwarzer Rollkragenpullover ließen Lake fast in der Dunkelheit verschwinden. In der Hand hielt er einen hässlichen, kurzläufigen Revolver. Nancy hörte nicht, wie er durchs Wohnzimmer kam. In der einen Sekunde war er noch nicht zu sehen, in der anderen stand Lake in der Tür zum Schlafzimmer. Als er das Licht anknipste, fuhr Nancy hoch und täuschte Überraschung vor. Lake zog die Skimütze ab.
»Sie haben es gewusst, Nancy?« Sie starrte ihn an, als ob sein Eindringen sie überrascht hätte. »Ich kann Sie wirklich gut leiden, aber ich kann nicht das Risiko eingehen, dass Sie den Fall wieder aufrollen.«
Nancy schaute auf den Revolver. »Sie glauben doch nicht, dass Sie davonkommen, wenn Sie eine Polizeibeamtin umbringen.“
»Ich habe keine Wahl. Sie sind viel zu intelligent. Möglicherweise wären Sie dahinter gekommen, dass Waters unschuldig war. Dann wären Sie hinter mir her gewesen. Sie hätten vielleicht genug Beweise zusammenbekommen, um damit die Geschworenen zu überzeugen.«
Lake ging um das Bett herum. »Legen Sie Ihre Hände auf das Bettlaken, und ziehen Sie es ganz langsam zur Seite«, befahl er ihr und bewegte die Waffe. Wegen der Hitze lag Nancy nur unter einer einfachen Decke. Sie zog sie ganz langsam und vorsichtig zurück, damit Lake die Waffe nicht sehen konnte, die sie neben ihrer rechten Hüfte verborgen hatte. Nancy trug eine Bikinihose und ein T-Shirt. Das Shirt war bis zu ihren Brüsten hochgerutscht, und man konnte ihre feste Bauchmuskulatur sehen. Lake zog deutlich hörbar die Luft ein.
»Sehr hübsch«, bemerkte er. »Ziehen Sie das Hemd aus!«
Nancy zwang sich, ihn entsetzt anzusehen.
»Ich werde Sie nicht vergewaltigen«, versicherte ihr Lake. »Es ist nicht so, dass ich nicht möchte. Ich habe mir schon oft vorgestellt, dass ich meinen Spaß mit Ihnen hätte, Nancy. Sie sind so verschieden von den anderen Frauen. Die sind alle so weich, richtige Kühe, und so einfach abzurichten. Aber Sie sind hart. Ich bin sicher, Sie würden sich wehren, und das würde mir viel Spaß machen.
Aber die Behörden sollen weiterhin glauben, dass Henry Waters der Rosenmörder ist, also werden Sie bei einem Einbruch sterben.«
Nancy schaute Lake abfällig an. »Wie konnten Sie ihre Frau und Ihre Tochter töten?«
»Sie glauben doch nicht, das hätte ich geplant. Ich habe sie geliebt, Nancy. Doch Sandy fand einen Zettel und eine Rose, die ich am nächsten Tag benutzen wollte. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich bin in Panik geraten. Mir fiel keine einzige Erklärung Sandy gegenüber ein, wenn diese Zettel erst einmal öffentlich bekannt wurden. Sie wäre zur Polizei gegangen, und dann hätten sie mich gehabt.«
»Und warum haben sie Melody ermordet? Sie war doch noch ein Kind.“
Lake schüttelte den Kopf und machte einen ziemlich verwirrten Eindruck.
»Glauben Sie etwa, das war leicht?« Lakes Unterkiefer zitterte, und er hatte Tränen in den Augen. »Sandy hat geschrien, ich war bei ihr, bevor sie ein zweites Mal schreien konnte, aber Melody hatte es schon gehört. Sie stand auf der Treppe und schaute durch das Geländer hindurch nach unten. Ich habe sie dann eine Weile im Arm gehalten und nachgedacht, ob es eine Möglichkeit gab, sie zu verschonen. Aber es gab keine, und so machte ich es schnell und schmerzlos. Es war das Schwerste, was ich jemals getan habe.«
»Ich helfe Ihnen, Peter. Sie werden Sie nicht schuldig sprechen. Ich spreche mit dem Staatsanwalt, wir einigen uns auf geistige Unzurechnungsfähigkeit.«
Lake lächelte traurig und schüttelte ablehnend den Kopf. »Das wird nie funktionieren, Nancy. Niemand wird mich so leicht davonkommen lassen. Denken Sie daran, was ich Pat angetan habe. Denken Sie an die anderen Frauen. Außerdem bin ich nicht verrückt. Wenn Sie wüssten, warum ich das getan habe, würden Sie es verstehen.«
»Erzählen Sie es mir! Ich möchte es verstehen.«
»Tut mir leid, keine Zeit. Außerdem würde das für Sie keinen Unterschied machen. Sie werden sterben.«
»Bitte, Peter. Ich muss es wissen. Es muss doch für einen solchen brillanten Plan einen Grund geben.«
Lake grinste herablassend. »Lassen Sie das. Das klappt nicht. Warum sollten wir uns damit aufhalten?«
»Sie können mich vergewaltigen. Fesseln Sie mich. Das möchten Sie doch? Ich bin hilflos«, bettelte sie und ließ ihre rechte Hand unter die Decke gleiten.
»Das ist doch entwürdigend, Nancy. Ich dachte, Sie hätten mehr Format als die anderen.«
Lake bemerkte Nancys Handbewegung, und seine Miene verdüsterte sich. »Was ist das?«
Nancy griff nach der Waffe. Lake schlug ihr hart mit seinem Revolver ins Gesicht. Ein Knochen brach. Nancy konnte für einen Moment nichts sehen. Die Tür der Abstellkammer flog auf. Lake erstarrte, als Wayne Turner aus der Kammer hervor- sprang. Turner schoss und traf Lake an der Schulter. Lakes Waffe fiel zu Boden. Frank Grimsbo hechtete durch die Schlafzimmertür und drückte Lake an die Wand.
»Bleib liegen!« schrie Turner Nancy an. Er warf sich auf das Bett und versetzte ihr einen Schlag. Lake klebte an der Wand und Grimsbo prügelte auf ihn ein.
»Hör auf, Frank!« rief Turner. Mit der einen Hand hielt er die Waffe auf Lake gerichtet, mit der anderen versuchte er, Grimsbo Arm festzuhalten. Grimsbo konnte noch einen Schlag anbringen, der Lakes Kopf gegen die Wand schmetterte. Ein feuchter Fleck breitete sich auf dem schwarzen Stoff an der Schulter aus, als das Blut aus seiner Wunde sickerte.
»Hol seine Waffe!« befahl Turner. »Sie liegt neben dem Bett, und sieh nach Nancy!«
Grimsbo stand zitternd auf.
»Ich bin in Ordnung«, meldete sich Nancy. Ihre linke Gesichtshälfte war taub, sie konnte kaum aus dem linken Auge sehen.
Grimsbo hob Lakes Revolver auf. Als er über Lake stand, wurde sein Atem heftiger.
»Leg ihm die Handschellen an«, befahl Turner. Grimsbo stand da, die Waffe in seiner Hand richtete sich auf Lake, so, als ob sie ein Eigenleben führte.
»Mach keinen Scheiß, Frank!« sagte Turner. »Leg ihm einfach die Handschellen an!«
»Warum?« fragte Grimsbo. »Wir hätten auch zweimal auf ihn schießen können, als er Nancy angriff. Du hast ihn an der Schulter getroffen, als du aus der Kammer kamst, und ich habe den tödlichen Schuss abgegeben, als dieses Stück Scheiße sich auf mich stürzen wollte. Wie das Schicksal so will, habe ich ihn genau zwischen die Augen getroffen.«
»Es hat sich nicht so abgespielt, und das weißt du«, warf Turner beiläufig ein.
»Und weiter? Du zeigst mich an und bist dann Zeuge in meinem Mordprozess? Du schickst mich für den Rest meines Lebens ins Gefängnis, weil ich diesen Drecksack ausradiert habe?“
»Keiner würde davon erfahren, Wayne«, sagte Nancy ruhig. »Ich würde Frank Rückendeckung geben.«
Turner schaute Nancy an, die Lake mit tödlichem Hass musterte.
»Das kann ich nicht glauben. Ihr seid doch Polizeibeamte. Was ihr vorhabt, ist Mord.«
»Nicht in diesem Fall, Wayne«, entgegnete Nancy. »Du musst ein menschliches Wesen umbringen, um einen Mord zu begehen. Lake ist kein menschliches Wesen. Ich weiß nicht, was er ist, aber er ist auf keinen Fall ein Mensch. Ein menschliches Wesen ermordet nicht sein eigenes Kind. Es reißt einer Frau nicht die Kleider vom Leib und schlitzt ihr dann den Bauch auf, reißt die Gedärme heraus und sieht sich an, wie sie langsam verreckt. Ich kann mir noch nicht einmal vorstellen, was er mit den verschwundenen Frauen gemacht hat.« Nancy erschauderte. »Ich will es mir auch gar nicht vorstellen.«
Lake verfolgte den Streit. Ohne den Kopf zu bewegen, heftete er seine Augen auf jeden der Sprecher, während diese über sein Schicksal stritten. Er bemerkte, wie Wayne ins Wanken geriet. Nancy stieg aus dem Bett und stellte sich neben Grimsbo.
»Er wird eines Tages rauskommen, Wayne«, meinte Nancy. »Er wird den Begnadigungsausschuss dazu bringen, ihn zu entlassen, oder er wird die Geschworenen davon überzeugen, dass er krank ist, und das Krankenhaus wird ihn nach einer Wunderheilung entlassen. Möchtest du eines Morgens aufwachen und von einer Frau lesen, die in Salt Lake City oder Minneapolis entführt wurde, und der Ehemann hat auf ihrem Bett einen Zettel mit den Worten AUF EWIG UNVERGESSEN gefunden?«
Turner ließ den Arm sinken, sein Mund war trocken, und sein Magen krampfte sich zusammen.
»Es ist meine Sache, Wayne«, sagte Grimsbo, zog seine Dienstwaffe und reichte Nancy Lakes Revolver. »Wenn du willst, dann geh nach draußen. Du wirst dich nicht mehr erinnern, wie es wirklich passierte, denn es ist so passiert, wenn wir uns alle einig sind.«
»Mein Gott!« stöhnte Turner. Die eine Hand hatte er zur Faust geballt, die andere so fest um seine Waffe geschlossen, dass das Metall in seine Handfläche schnitt.
»Ihr könnt mich umbringen«, keuchte Lake, denn der Schmerz in seiner Wunde machte es ihm schwer zu sprechen.
»Halt verdammt noch mal das Maul«, fluchte Grimsbo, »oder ich bringe dich sofort um.«
»Sie sind nicht tot«, brachte Lake hervor und presste die Augen zu, als eine Welle des Schmerzes über ihn kam. »Die anderen Frauen leben noch. Wenn ihr mich umbringt, sterben sie auch. Bringt mich um, und ihr bringt auch sie um.«
2
Gouverneur Raymond Colby duckte sich unter die rotierenden Helikopterflügel und rannte dann zu dem wartenden Polizeifahrzeug. Larry Merrill, der Assistent des Gouverneurs, sprang hinter seinem Chef aus der Maschine und folgte ihm über das Flugfeld. Ein untersetzter rothaariger Mann und ein schlanker Schwarzer standen neben dem Wagen. Der Rothaarige öffnete die hintere Wagentür für Colby.
»John O'Malley, ich bin der Polizeichef von Hunters Point. Das ist Detective Wayne Turner. Er wird Sie über alles informieren. Wir stecken hier in einer üblen Sache.«
Gouverneur Colby setzte sich auf den Rücksitz, und Turner schob sich neben ihn. Als sich Merrill auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte, fuhr O'Malley in Richtung Nancy Gordons Haus los.
»Ich weiß nicht, wie viel Sie schon wissen, Gouverneur.«
»Fangen Sie ganz von vorne an, Detective Turner. Ich will sicher sein, dass ich vollständig informiert bin.«
»In Hunters Point sind Frauen verschwunden. Alle waren mit gutverdienenden Männern verheiratet und kinderlos. Kein Anzeichen eines Kampfes am Tatort. Bei der ersten Frau glaubten wir noch, wir hätten es mit einer Vermisstensache zu tun. Das einzig Befremdliche war ein Zettel auf dem Bett der Frau, auf dem stand AUF EWIG UNVERGESSEN. Auf dem Zettel lag eine schwarzgefärbte Rose. Wir nahmen an, dass die Frau das dort hingelegt hatte. Dann verschwand eine zweite Frau, und wir fanden einen identischen Zettel und eine identische Rose.
Nach der vierten Vermissten, bei allen fand man einen Zettel und eine Rose, wurden Sandra und Melody Lake ermordet. Sandra war die Frau von Peter Lake, den Sie, glaube ich, kennen. Melody war seine Tochter.«
»Das ist eine Tragödie«, warf Colby ein. »Peter gehört schon seit einiger Zeit zu den Leuten, die mich unterstützen. Ich habe ihm im letzten Herbst einen Sitz in einem Komitee besorgt.«
»Er hat sie umgebracht, Gouverneur. Er hat seine Frau und seine Tochter kaltblütig umgebracht. Dann hat er einem Mann namens Henry Waters die Sache in die Schuhe geschoben. Er hat eine der entführten Frauen in dessen Keller gebracht, dort abgeschlachtet und ein paar Rosen und Zettel im Keller zurückgelassen. Dann hat er anonym die Polizei angerufen.«
Es war vier Uhr morgens. Im Wagen war es stockfinster, aber Turner konnte sehen, wie Colby erbleichte, als der Wagen eine Straßenlaterne passierte.
»Peter Lake hat Sandy und Melody umgebracht?«
»Ja, Sir.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Was ich Ihnen jetzt sage, ist nur dem Polizeichef O'Malley, den Beamten Frank Grimsbo, Nancy Gordon und mir bekannt. Der Polizeichef hat eine Sonderkommission eingesetzt, um die Vermisstenfälle zu klären. Sie besteht aus Nancy Gordon, Grimsbo und mir, dazu ein Mann von der Spurensicherung. Wir waren der Ansicht, dass Lake der Mörder sein könnte, obwohl wir Patricia Cross' Leiche im Keller von Waters gefunden hatten, also stellten wir ihm eine Falle. Nancy Gordon erzählte Lake, dass sie ihn unter Verdacht, aber die Beweise bis jetzt für sich behalten hätte. Lake geriet in Panik, wie sie es sich erhofft hatte. Er brach in ihr Haus ein und wollte sie umbringen. Sie brachte ihn dazu, die Verbrechen zuzugeben. Wir hatten Wanzen installiert und haben sein Geständnis auf Band. Grimsbo und ich versteckten uns und haben alles gehört. Danach haben wir ihn verhaftet.«
»Nun, wo liegt das Problem?« wollte Merrill wissen.
»Drei der Frauen sind offenbar noch am Leben. Gerade noch so. Lake gab ihnen nur das absolute Minimum an Nahrung -nur einmal pro Woche. Er will uns nicht sagen, wann er ihnen zuletzt etwas zu essen gegeben hat oder wo sie sind, bevor der Gouverneur ihm nicht Straffreiheit zugesichert hat.«
»Wie bitte?« fragte Merrill ungläubig. »Der Gouverneur wird doch keinem mehrfachen Mörder Straffreiheit zusichern.«
»Können Sie die Frauen nicht finden?« wollte Colby wissen. »Sie müssen sich auf einem Besitz befinden, der Lake gehört. Haben Sie die schon alle abgesucht?«
»Lake hat in den letzten Jahren eine Menge Geld verdient und hat umfangreichen Grundbesitz. Oft steht der aber nicht einmal auf seinem Namen. Wir haben nicht genug Leute und nicht genug Zeit, das alles zu untersuchen. In der Zwischenzeit verhungern die Frauen.«
»Dann werde ich Peter Straffreiheit versprechen. Nachdem er uns gesagt hat, wo die Frauen sind, können Sie ihn verhaften. Ein Abkommen, das unter Druck geschlossen wurde, ist nicht gültig.«
Merrill machte ein besorgtes Gesicht. »Es tut mir leid, aber vielleicht doch, Ray. Als ich noch Staatsanwalt war, haben wir einem bezahlten Mörder der Mafia Immunität zugesichert, im Gegenzug ist er als Zeuge gegen einen der Bosse aufgetreten. Er hat uns erzählt, er wäre zwar dabei gewesen, als der Mord in Auftrag gegeben wurde, aber bei der Tat selbst sei er in Las Vegas gewesen. Wir haben seine Geschichte überprüft. Er war im Cesars Palace eingetragen, und mehrere glaubwürdige Zeugen haben ihn im Kasino gesehen. Wir haben das Abkommen geschlossen, der Boss wurde schuldig gesprochen, und er kam frei. Dann kamen wir dahinter, dass er den Mord doch begangen hat, doch er beging ihn Viertel vor zwölf und flog dann nach Las Vegas. Er hatte uns mit dem Zeitunterschied von drei Stunden gelinkt.
Wir waren außer uns vor Wut, haben ihn wieder verhaftet und wegen Mordes angeklagt, doch der Richter hielt uns unser Abkommen vor die Nase. Er stellte fest, dass alles, was uns der Angeklagte gesagt hatte, gestimmt habe.
Wir hatten einfach nicht die richtigen Fragen gestellt. Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um das Berufungsgericht dazu zu bringen, für uns zu entscheiden. Keine Chance. Wenn beide Seiten in gutem Glauben ein Abkommen schließen und der Angeklagte seinen Teil einhält, dann erklärt das Gericht das Abkommen für gültig. Wenn Sie das versprechen, Ray, dann hat der Straferlass bestand.«
»Dann habe ich keine andere Wahl.«
»Doch, haben Sie«, beharrte Merrill. »Sie sagen ihm, es gibt keinen Handel. Sie können nicht einem mehrfachen Mörder Straffreiheit gewähren und gleichzeitig erwarten, wiedergewählt zu werden. Das ist politischer Selbstmord.«
»Verdammt, Larry!« blaffte Colby, »wie, glauben Sie, werden die Leute reagieren, wenn sie erfahren, dass ich drei Frauen geopfert habe, um wiedergewählt zu werden?«
Raymond Colby öffnete die Tür zu Nancy Gordons Schlafzimmer. Frank Grimsbo saß neben der Tür, die Waffe in der Hand. Er ließ kein Auge von dem Gefangenen. Die Rollos waren heruntergelassen und das Bett immer noch ungemacht. Peter Lake war mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt. Sein Rücken war dem Fenster zugewendet. Niemand hatte die Verletzungen in seinem Gesicht behandelt. Das inzwischen getrocknete Blut gab ihm das Aussehen eines schwer angeschlagenen Boxers. Lake hätte eigentlich verängstigt sein müssen, doch erweckte er eher den Anschein, als hätte er die ganze Situation unter Kontrolle.
»Danke, dass du gekommen bist, Ray.«
»Was geht hier vor, Pete? Das alles ist doch verrückt. Ich kann nicht glauben, dass du Sandy und Melody umgebracht hast!«
»Ich musste es tun, Ray. Das habe ich der Polizei auch schon erklärt. Du weißt, ich hätte sie nicht umgebracht, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte.«
»Das kleine, süße Mädchen. Wie hältst du das nur aus?«
Lake zuckte mit den Achseln. »Das hat hiermit wirklich nichts zu tun, Ray. Ich werde nicht ins Gefängnis gehen, das sollte dir klar sein.«
»Das liegt nicht in meiner Hand, Pete. Du hast drei Menschen umgebracht Moralisch bist du auch für Waters' Tod verantwortlich. Ich kann nichts für dich tun.«
Lake lächelte. »Und warum bist du dann hier?“
»Um dich zu bitten, der Polizei zu sagen, wo die anderen drei Frauen sind.«
»Niemals, Ray. Mein Leben hängt davon ab, dass ich die Polizei im Dunkeln tappen lasse.«
»Du willst drei unschuldige Frauen sterben lassen?«
Lake hob die Schultern: »Drei Tote, sechs Tote. Mehr als lebenslänglich können sie mir nicht geben. Ich beneide dich nicht, Ray. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich einen alten Freund, den ich tief bewundere, lieber nicht in die Sache mit hineinziehen würde. Aber wenn ich nicht Straffreiheit zugesichert bekomme, dann sage ich nicht, wo die Frauen sind. Und, glaub mir, jede Minute zählt. Diese Frauen sind jetzt schon ganz schön hungrig und durstig. Ich weiß nicht, wie lange sie es noch ohne Nahrung und Wasser aushallen.«
Colby setzte sich Lake gegenüber auf das Bett. Er beugte sich vor, die Arme auf die Knie gestützt, die Hände ineinander verschlungen.
»Ich bezeichne mich immer noch als deinen Freund, Pete. Ich kann einfach noch nicht glauben, was ich gehört habe. Als Freund beschwöre ich dich, das Leben der Frauen zu retten. Ich schwöre dir, dass ich mich bei den Behörden für dich einsetzen werde. Vielleicht kann man es so drehen, dass die Anklage auf Totschlag lautet.«
Lake schüttelte den Kopf. »Nicht ins Gefängnis, nicht einen Tag. Ich weiß, was man im Gefängnis mit Leuten macht, die eine Frau vergewaltigt haben. Ich würde keine Woche überstehen.«
»Du erwartest ein Wunder, Pete. Wie soll ich das machen, dass du ungeschoren davonkommst?«
»Hör zu, Ray. Ich mach' es dir ganz einfach. Ich komme frei, oder die Frauen sterben. Es gibt keine andere Alternative, und du verschwendest nur kostbare Zeit, wenn du mit mir diskutierst.«
Colby starrte auf den Boden. Lakes Grinsen wurde breiter.
»Wie sind deine Bedingungen?« fragte Colby.
»Ich möchte Straffreiheit für jedes Verbrechen, das ich im Staat New York begangen habe. Ich möchte dieses Abkommen in schriftlicher Form und eine Videoaufzeichnung davon, wenn du es unterschreibst. Das Originalband und das Abkommen soll bei einem Anwalt meiner Wahl hinterlegt werden.
Ich will Immunität vor Strafverfolgung durch ein Bundesgericht...«
»Das kann ich nicht garantieren. Das überschreitet meine Kompetenzen.«
»Ruf die Staatsbehörde an oder den Bundesanwalt. Ruf den Präsidenten an. Diese Forderung ist nicht verhandlungsfähig. Ich werde mich nicht mit einer Bundesanklage wegen Verletzung der Gesetze drankriegen lassen.«
»Ich will sehen, was ich machen kann.«
»Das ist alles, was ich will. Aber wenn du nicht machst, was ich will, dann sterben die Frauen. Und noch was. Ich will, dass der Staat New York alle Schadensersatzforderungen bezahlt, wenn mich die Ehemänner der Überlebenden oder Patricia Cross' Ehemann verklagen. Ich bin nicht bereit, bei der Sache Geld zu verlieren. Anwaltskosten eingeschlossen.«
Diese letzte Bemerkung machte dem Gouverneur klar, was für ein Mensch Lake wirklich war. Der hübsche junge Mann, mit dem er so oft essen gegangen war und Golf gespielt hatte, das war nur eine Maske gewesen, unter der sich ein wahres Monster verbarg. Colby spürte, wie Wut die Betäubung verdrängte, die sich eingestellt hatte, als ihm Lakes wahre Natur aufging.
Er stand auf. »Ich muss wissen, wie viel Zeit den Frauen noch bleibt, damit ich dem Bundesanwalt sagen kann, wie schnell er handeln muss.«
»Das werde ich dir nicht sagen, Ray. Du bekommst von mir keine Information, bevor ich nicht habe, was ich will. Aber«, meinte Lake mit einem Lächeln, »ich sage dir, beeil dich!«
3
Polizeifahrzeuge und Krankenwagen holperten über die nicht asphaltierte Seitenstraße, die Sirenen heulten in der Hoffnung, dass die gefangenen Frauen sie hören würden. Insgesamt drei Krankenwagen waren es, in jedem ein Team von Ärzten und Krankenschwestern. Gouverneur Colby und Merrill saßen im Wagen von O'Malley und Wayne Turner. Frank Grimsbo lenkte einen anderen Polizeiwagen, bei ihm war Nancy Gordon. Auf dem Rücksitz des Wagens saß Herb Carstairs, Lakes Anwalt. Das Videoband von Gouverneur Colby, wie er das Abkommen unterzeichnet hatte, und eine Kopie des Abkommens mit der zusätzlichen Unterschrift des Bundesanwalts befand sich in Carstairs' Safe. Neben Carstairs, in Fußfesseln und Handschellen, saß Peter Lake, den die schnelle Fahrt unbeeindruckt ließ.
Die Kolonne kam um eine Kurve, und Nancy sah den Bauernhof. Er wirkte verlassen. Der Vorgarten war verwildert, und die Farbe blätterte von den Mauern. Rechts neben dem Haus, auf der anderen Seite eines staubigen Hofs, befand sich eine verfallene Scheune.
Sobald der Wagen zum Stehen gekommen war, sprang Nancy heraus und rannte los. Sie lief die Stufen zur Veranda hinauf und trat die Eingangstür ein. Das Krankenwagenpersonal hetzte hinter ihr her. Lake hatte gesagt, dass die Frauen sich im Keller befänden. Nancy fand die Tür zum Keller und riss sie auf. Der Geruch von Urin, Fäkalien und ungewaschenen Körpern brach über sie herein und nahm ihr den Atem. Dann holte sie tief Luft und schrie: »Polizei, Sie sind in Sicherheit!« Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte sie die Treppe hinunter, blieb aber sofort stehen, als sie sah, was dort war.
Nancy hatte das Gefühl, ihr würde jemand das Herz aus dem Leib reißen. Später überlegte sie sich, dass sie wahrscheinlich genauso reagiert hatte wie die Soldaten, die die Konzentrationslager der Nazis befreit hatten. Die Scheiben der Kellerfenster waren schwarz gestrichen, das einzige Licht kam von ein paar blanken Glühlampen an der Decke. Ein Bereich des Kellers war durch Bohlen in sechs kleine Verschlage unterteilt. Drei davon waren leer. In den anderen lagen Stroh und dreckige Matratzen. Vor jedem der bewohnten Verschlage stand auf einem Stativ eine Videokamera. Neben der Matratze befand sich in jedem Verschlag noch eine billige Uhr, eine Plastikwasserflasche mit einem Strohhalm und ein Hundenapf. Die Wasserflaschen sahen leer aus, in den Hundenäpfen erkannte Nancy Reste von Haferschleim.
Am anderen Ende des Kellers befand sich ein freier Raum. Dort lag eine mit Laken bezogene Matratze und stand ein großer Tisch. Nancy konnte nicht alle Geräte auf dem Tisch erkennen, aber eins davon war eindeutig ein Ochsenziemer.
Nancy trat zur Seite, damit die Ärzte an ihr vorbei konnten. Sie starrte auf die drei überlebenden Frauen. Sie waren nackt, die Füße an die Wand gekettet. Die Kette war gerade lang genug, dass sie die Wasserflasche und den Napf erreichen konnten. Die Frauen in den ersten beiden Verschlagen lagen auf der Seite auf ihren Matratzen. Ihre Augen schienen in den Höhlen zu verschwinden. Nancy konnte ihre Rippen erkennen; der ganze Körper war mit Brandmalen und Blutergüssen übersät. Die Frau im dritten Verschlag war Samantha Reardon. Sie hatte sich an die Wand gedrängt und starrte ihre Retter mit ausdrucksloser Miene an.
Langsam bewegte sich Nancy zum Fuß der Treppe. Anne Hazelton erkannte sie nur an ihrem roten Haar; sie lag, die Beine angezogen, in fötaler Position und wimmerte entsetzlich. Anns Mann hatte ihnen ein Foto von ihr zur Verfügung gestellt, auf dem sie lächelnd am achtzehnten Loch auf dem Golfplatz stand, ein gelbes Band hielt die langen roten Haare zusammen.
Im zweiten Verschlag befand sich Gloria Escalante. Ihr Gesicht war ausdruckslos, aber Nancy erkannte Tränen in ihren Augen, als der Arzt sich über sie beugte und sie auf Lebenszeichen hin untersuchte, während sich ein Polizist an ihren Ketten zu schaffen machte.
Nancy fing an zu zittern. Wayne Turner trat von hinten an sie heran und legte ihr die Hand auf den Arm.
»Komm«, sagte er leise, »wir sind hier nur im Weg.«
Sie ließ sich die Stufen hinauf ins helle Tageslicht führen. Gouverneur Colby hatte nur einen kurzen Blick in den Keller geworfen und war dann wieder an die frische Luft gegangen. Sein Gesicht war grau, er saß auf einer Verandastufe und sah aus, als ob er sich nicht auf den Füßen halten könne.
Nancy schaute über den Hof und sah den Wagen, in dem Lake saß. Frank Grimsbo hielt davor Wache. Lakes Anwalt war ausgestiegen, um zu rauchen. Nancy ging an dem Gouverneur vorbei, der sie fragte, ob die Frauen in Ordnung seien. Sie antwortete nicht. Wayne Turner ging neben ihr. »Lass es gut sein, Nancy!« riet er ihr. Nancy beachtete ihn nicht.
Frank Grimsbo schaute sie erwartungsvoll an. »Sie sind alle am Leben«, meinte Turner. Nancy beugte sich hinunter und schaute Lake an. Das hintere Fenster war einen Spalt offen, damit der Gefangene in der drückenden Hitze atmen konnte. Lake drehte sich zu Nancy um. Er war ruhig und zufrieden, denn er wusste, dass er bald frei sein würde.
Lake grinste sie einfältig an, sagte aber nichts. Wenn er erwartet hatte, dass sie ihn beschimpfen würde, dann hatte er sich geirrt. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos, aber der Blick ihrer Augen bohrte sich förmlich in sein Gesicht. »Es ist noch nicht vorbei«, sagte sie. Dann richtete sie sich auf und ging zu einer Baumgruppe neben dem Haus. Mit dem Rücken an die Hauswand gelehnt, sah sie nur schöne Dinge. Unter den Bäumen herrschte kühler Schatten. In der Luft lag der Geruch von Gras und Wildblumen. Ein Vogel sang. Der Schrecken, den Nancy beim Auffinden der Frauen empfunden hatte, war vergangen. Ihre Wut war verflogen. Sie kannte die Zukunft und hatte keine Angst davor. Keine Frau würde sich je wieder vor Peter Lake fürchten müssen, denn Peter Lake war ein toter Mann.
4
Nancy Gordon trug einen schwarzen Jogginganzug, ihre weißen Turnschuhe waren mit schwarzer Schuhcreme dunkel gefärbt, und ihr kurzes Haar wurde von einem dunkelblauen Haarband gehalten. Im schwachen Licht des Viertelmondes, der über The Meadows hing, war sie kaum zu sehen. Ihren Wagen hatte sie in einer stillen Seitenstraße geparkt Nancy sah sich um und rannte durch einen Hinterhof. Sie war angespannt und achtete auf jedes Geräusch. Ein Hund bellte, doch die Häuser auf beiden Seiten der Straße blieben dunkel.
Bis Peter Lake in ihr Leben getreten war, hatte Nancy Gordon noch nie einen Menschen gehasst. Sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie Peter Lake hasste. Was sie empfand, ging viel weiter als Hass. Von dem Augenblick an, als sie die Frauen im Keller des Bauernhofs gesehen hatte, hatte sie gewusst, dass Lake vernichtet werden musste, auf die gleiche Art, wie man Ungeziefer vernichtete.
Nancy war Polizeibeamtin, sie hatte geschworen, das Gesetz zu schützen. Sie achtete das Gesetz, doch das hier war so weit jenseits menschlicher Erfahrung, dass sie nicht glaubte, die alltäglichen Gesetze seien darauf anzuwenden. Niemand, der diesen Frauen das angetan hatte, was Peter Lake ihnen zugefügt hatte, durfte davonkommen. Man konnte von ihr nicht erwarten, dass sie Tag für Tag darauf wartete, dass die Zeitungen über eine neue Serie von vermissten Frauen berichteten. Ihr war klar, in dem Moment, in dem man Lakes Leiche finden würde, war sie eine der Hauptverdächtigen. Weiß Gott, sie wollte nicht den Rest ihres Lebens im Gefängnis zubringen, aber es gab keine andere Alternative. Wenn man sie fassen würde, sollte es wohl so sein. Wenn sie Lake tötete und davonkam, dann war es Gottes Wille. Damit konnte sie leben. Aber Sie konnte nicht damit leben, dass Peter Lake davongekommen war.
Nancy schlich sich um das Ufer des Sees herum und näherte sich Peter Lakes zweistöckigem Haus. Die Nachbargebäude links und rechts davon waren dunkel, doch in Lakes Wohnzimmer brannte Licht. Nancy blickte auf ihre Digitaluhr. Es war 3:30 Uhr morgens. Lake sollte eigentlich schlafen. Nancy wusste, dass das Sicherheitssystem im Haus mit einer automatischen Zeitschaltuhr für die Beleuchtung ausgestattet war, und setzte darauf, dass dies der Grund für das Licht im Wohnzimmer sei.
Sie rannte gebückt durch den Garten. Als sie das Haus erreicht hatte, drückte sie sich gegen die Hauswand. Sie hielt eine .38er in der Hand, die Ed vor zwei Jahren einem Drogendealer abgenommen hatte. Ed hatte das nie gemeldet, und so konnte sie mit der Waffe nicht in Verbindung gebracht werden.
Nancy kroch um das Haus herum zur Eingangstür. Schon früher am Abend hatte sie sich die Bilder vom Tatort noch einmal angesehen. Im Geiste bewegte sie sich schon durch Lakes Haus. Sie versuchte, sich an so viele Einzelheiten wie möglich zu erinnern. Die Alarmanlage befand sich rechts neben der Tür, sie würde sie schnell ausschalten müssen. Den Code dafür kannte sie noch von der Morduntersuchung her.
Die Straße vor Lakes Haus lag verlassen. Nancy hatte Sandra Lakes Schlüssel aus dem Schrank mit Beweisstücken auf der Polizeistation genommen. Sie drehte den Schlüssel im Schloss und knipste eine kleine Taschenlampe an. Mit ihrer freien Hand drehte sie den Türgriff, holte tief Luft und drückte die Tür auf. Der Alarm meldete sich mit einem quäkenden Laut. Sie richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Tastatur und tippte den Code ein. Das Geräusch erstarb. Nancy drehte sich um und zog die Waffe. Nichts. Sie stieß die Luft aus, schaltete die Taschenlampe aus und richtete sich auf.
Ein kurzer Gang durch das Erdgeschoß bestätigte Nancys Vermutung bezüglich des Lichtes im Wohnzimmer. Nachdem sie sicher war, dass sich niemand im Erdgeschoß befand, stieg sie die Treppe hinauf, die Waffe immer schussbereit. Im Obergeschoß war es dunkel. Der erste Raum auf der linken Seite war Lakes Schlafzimmer. Erst als sie auf gleicher Höhe mit der Tür war, bemerkte sie, dass sie geschlossen war.
Nancy näherte sich langsam. Sie bewegte sich ganz vorsichtig, obwohl der Teppich ihre Schritte dämpfte. Vor der Tür blieb sie stehen und ging die ganze Aktion noch einmal im Geiste durch. Die Tür öffnen, Licht anschalten, dann auf Lake feuern, bis das Magazin leer ist. Sie atmete schwer, als sie die Tür zentimeterweise aufschob.
Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, und sie konnte die Umrisse des großen Bettes erkennen, das den Raum beherrschte. In diesem Moment machte Nancy ihren Kopf frei von Hass und anderen Gefühlen. Sie suchte Abstand zu dem, was sie jetzt tat. Sie brachte keinen Menschen um. Sie schoss auf eine Zielscheibe, wie beim Übungsschießen. Nancy glitt in den Raum, schlug auf den Lichtschalter und zielte.